Worauf Anfänger achten sollten
Klaus Töller, DSV 997
Oftmals höre ich gerade
bei Anfängern, daß es in der Zucht nicht so richtig
funktioniert. Die Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen
zurück oder es werden fast gar keine Jungvögel gezüchtet.
Solche Ergebnisse sollten gerade die älteren Züchter ernst
nehmen und sich den Problemen der Anfänger annehmen. Es wäre
schade, wenn wir durch schlechte
Zuchtergebnisse und ausbleibende Beratung engagierte Zuchtfreunde
aus unseren Reihen verlieren würden.
Ich möchte einmal etwas dazu schreiben, um dem einen oder anderen vielleicht damit helfen zu können.
Es fängt damit an, daß man sich erst einmal mehrere Zuchtanlagen ansieht, um für seine räumlichen Verhältnisse die beste und rentabelste Bauart wählen zu können. Es gibt zwar traumhaft schöne Zuchtanlagen, aber genauso kann auch bei begrenzten Platzverhältnissen ein anerkannter Zuchtstamm aufgebaut werden, der auf den Ausstellungen mit den höchsten Ehren bedacht werden kann.
Ist die Anlage fertig,
sollen endlich WS darin gezüchtet werden. Die erste Frage ist
nun: Aber welche?
Ein Anfänger sollte mehrere WS-Ausstellungen besuchen, und sich
dann für einen Farbschlag entscheiden, der ihm gefällt, und den
er selber gerne züchten möchte. Er kann und sollte den Züchter
ansprechen, der diesen Farbschlag mit Erfolg züchtet. Er kann
mit ihm ein sehr ausführliches Gespräch führen, welche
Schwierigkeiten und welche Probleme bei der Zucht
dieses Farbschlages auftreten können. Er kann den Züchter
besuchen, um zu sehen, wie er diese Vögel untergebracht
hat, füttert und wie dessen Zuchtroutine abläuft. Wenn
feststeht, daß dieser Farbschlag für einen Anfänger nicht
zu schwierig ist, sollte er versuchen, von dem Züchter,
der diese Vögel züchtet, einige Zuchttiere zu kaufen. Der Anfänger
soll sich von dem erfolgreichen Züchter ein oder zwei
Zuchtpaare zusammensetzen lassen. Wichtig ist es jetzt, zu tun,
was der Züchter dem Anfänger mit auf den Weg gibt, z.B.: Die Vögel
nicht eher ansetzen, bis sie in Kondition sind. Sind die Vögel
beim Kauf in Brutkondition, kann man sie bereits nach einigen
Tagen zusammen in der Zuchtbox verpaaren. Sieht man, daß sich
das Paar verträgt und vielleicht auch schon füttert, kann
der Nistkasten freigegeben werden. Sind dann nach etwa 14 Tagen
die ersten Eier gelegt, ist die erste Hürde schon genommen.
Falsch ist es bestimmt,
wenn nach drei Wochen noch keine Eier liegen und man dann das
Zuchtpaar auseinanderreißt, bei einem anderen Züchter neue Vögel
kauft, um diese mit den ersten zu verpaaren. Man kann die Vögel
in der Voliere noch einmal zwei bis drei Wochen fliegen lassen
und sie dann wieder ansetzen. Wenn dies auch nicht geht, sollte
man den Züchter ansprechen, von dem die Vögel sind. Er weiß
bestimmt Rat. Vielleicht tauscht er auch
die Henne oder den Hahn aus. Deshalb ist es sehr wichtig, den
Kontakt mit dem Züchter aufrecht zuhalten, auch wenn alles
problemlos klappt. Irgendwann hat man bestimmt einmal eine Frage
oder ein Zuchtproblem.
Es ist bestimmt nicht richtig, wenn man bei mehreren Züchtern
viele
Vögel kauft, dann alle untereinander kreuz und quer verpaart.
Will man etwas bestimmtes züchten, muß man auch etwas
bestimmtes einsetzen. Ausgenommen ist hierbei die reine Vermehrungszucht
(Hansi-Bubis), aber wir möchten Standard-WS züchten, oder
nicht?
Wenn nun die Eier liegen, ist es nicht nötig, dreimal am Tag nachzusehen, ob sie auch wirklich befruchtet sind. Auch die Jungvögel sollten nicht andauernd aus dem Kasten genommen und herumgezeigt werden. Die Henne wird dadurch zu oft gestört. Die Eier können dabei sehr leicht zerbrechen oder fallen beim Durchleuchten auch schnell aus der Hand.
Wenn die Jungen flügge
sind, sollte man sich mehr mit ihnen beschäftigen, damit sie
nicht im Freiflug zu schnell verwildern. Man kann sie im
Trainingskäfig schon früh trainieren, damit sie später im
Ausstellungskäfig ihre Qualität ohne Scheu zeigen. Wenn man die
WS-Zucht mit Geduld, Ruhe und etwas Geschick angeht und
nicht alles, was man zusammensetzt, kurz
darauf wieder auseinanderreißt, wird es auch einem Anfänger
gelingen, Standard-WS zu züchten.
Etwas Glück gehört natürlich auch dazu, wie überall im Leben.